Erich Hörl, Luciana Parisi: Was heißt Medienästhetik?
Was heißt Medienästhetik?
(p. 35 – 51)

Was heißt Medienästhetik? Ein Gespräch über algorithmische Ästhetik, automatisches Denken und die postkybernetische Logik der Komputation

Erich Hörl, Luciana Parisi

Was heißt Medienästhetik?
Ein Gespräch über algorithmische Ästhetik, automatisches Denken und die postkybernetische Logik der Komputation

Traduit par Reiner Ansén et Erich Hörl

PDF, 17 pages

Das Gespräch arbeitet den spezifischen Ort und Einsatz der zeitgenössischen medienästhetischen Frage heraus, skizziert die Geschichtlichkeit ihres Erscheinens und fokussiert die begriffs- und theoriepolitischen Strategien, die für ihre genauere Konturierung notwendig sind. Medienästhetik wird dabei als zentraler Schauplatz des zeitgenössischen Kybernetisierungsprozesses freigelegt, ist sie doch im Innersten mit den neuen Bedingungen des Denkens, der Subjektivität und der Politik verknüpft, die dieser Prozess ins Werk setzt. Die medienästhetische Frage exponiert so gesehen Schlüsselprobleme der kybernetischen Medienkultur überhaupt.
Luciana Parisi problematisiert zunächst die Implikationen der immer noch vorherrschenden repräsentationalistischen, ausdrucksorientierten, expressiven Medienästhetik, hinter der ein heute überholter Begriff von Medien als Artikulations- und Äußerungsmaschinen steht. Kybernetisierte Medien haben hingegen längst, so Parisi, die etablierten Medienfunktionen überschritten, sie sind als »Kloner des Realen« zu verstehen, als »immanente Erfasser von Daten«, ja schließlich als »Erfassungsmaschinen des Unartikulierbaren und Unrepräsentierbaren«. Stattdessen wird von ihr nach einer intensiven, nicht-repräsentativen Ästhetik des Codes gefragt, die sich auf der Höhe der medialen Situation und der entsprechenden Machtform befindet und deren Kernoperationen entziffern kann. Am Ende wird insbesondere die Bedeutung von algorithmischen Experimenten, wie sie in der digitalen Architektur stattfinden, für eine grundsätzliche Reevaluierung von Medienästhetik herausgestellt, eine Reevaluierung, der im Augenblick des Eintritts in die neue digitale Matrix, in der wir leben, eine, ja vermutlich sogar die kritische Funktion zukommt.

  • cybernétique

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Erich Hörl

Erich Hörl

Erich Hörl est professeur de Culture et de Philosophie des Médias à l’Université Leuphana de Lüneburg et co-directeur du Leuphana Institute for Advanced Studies in Culture and Society. Il travaille principalement sur les questions d'une écologie générale et d'une critique de la pensée environnementale, ainsi que sur le problème de la condition disruptive. Parmi ses publications, on trouve Die heiligen Kanäle. Über die archaische Illusion der Kommunikation (diaphanes, 2005), des éditions programmatiques comme Die technologische Bedingung (Suhrkamp, 2011), General Ecology. The New Ecological Paradigm (Bloomsbury Academics, 2017), Critique and the Digital (avec N. Y. Pinkrah, L. Warnsholdt, diaphanes, 2021) et une édition de textes de Gérard Granel, Die totale Produktion. Technik, Kapital und die Logik der Unendlichkeit (Turia+Kant, 2020).
Autres textes de Erich Hörl parus chez DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 8

Der Schwerpunkt MEDIENÄSTHETIK findet seinen Ausgangspunkt in einer Beobachtung Félix Guattaris, die in ihrer ganzen Dringlichkeit vermutlich erst heute einzusehen ist: Die Produktion von Subjektivität, die mit der allgemeinen Kybernetisierung der Lebensform einhergeht, wurde von Guattari als eine Frage der Ästhetik pointiert. Die medientechnologische Situation, die hinter dieser Neubewertung des Ästhetischen steckt, hat sich in den letzten zwanzig Jahren durch den Eintritt in eine Prozesskultur, wie sie die multiskalaren, netzwerkbasierten, environmentalen Medien des 21. Jahrhunderts bringen, ebenso verschärft wie ausdifferenziert.

Gastredaktion: Erich Hörl, Mark B. N. Hansen

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