Thomas Brandstetter, Claus Pias, ...: Think-Tank-Denken
Think-Tank-Denken
(p. 17 – 57)

Zur Epistemologie der Beratung

Thomas Brandstetter, Claus Pias, Sebastian Vehlken

Think-Tank-Denken
Zur Epistemologie der Beratung

PDF, 41 pages

Im einleitenden Beitrag befragen Thomas Brandstetter, Claus Pias und Sebastian Vehlken Think Tanks zunächst auf ihre Raum-Zeit-Verhältnisse und auf ihren Status als neuartige Denkräume hin. Dabei wird eine historische Linie jener Neuordnungen des Wissen skizziert, entlang derer sich ihr Beraterwissen auszubilden beginnt. Mit der frühen RAND Corporation und den dort entwickelten und eingesetzten Architekturen und Arbeitsweisen wird die für die Nachkriegszeit maßgebliche Implementierung dieser theoretischen und historischen Annäherung dargestellt.

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Claus Pias

est professeur de théorie et d'histoire des médias à l'université Leuphana de Lüneburg (Allemagne). Il a auparavant enseigné à Weimar, Bochum, Essen et Vienne. Ses travaux portent essentiellement sur l'histoire des techniques et la théorie des médias.

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Thomas Brandstetter (éd.), Claus Pias (éd.), ...: Think Tanks

»By think tanks I mean the people who are paid to think by the makers of tanks«: So illustriert die Globalisierungskritikerin Naomi Klein die notorische Konnotation von Think Tanks als Agenturen politischer Einflussnahme. Think Tanks formten nach dem Zweiten Weltkrieg die Denkmuster und Handlungsempfehlungen des sogenannten »militärisch-industriellen Komplexes«. Und innerhalb dieser Wissens-Räume institutionalisierte sich ein wegweisendes interdisziplinäres Denken und Forschen. Zugleich jedoch weckte ihre elitäre Abgeschlossenheit eine Art Generalverdacht, genialische und höchst riskante Denkspiele zu betreiben. Vor diesem Hintergrund tauchen Figuren auf wie Stanley Kubricks Dr. Strangelove und erscheinen Publikationen wie Herman Kahns »Thinking the Unthinkable«, die sich ausführlich mit Szenarien für atomare Erstschläge befassen.

Verlängert man diese historische Fluchtlinie hinein in die Allgegenwart heutiger Beratungsagenturen, lässt sich nach den Faktoren, Funktionen und Techniken dieser Konjunktur von Think Tanks fragen. Sie lassen sich epistemologisch und mediengeschichtlich einerseits als spezifische Verschaltungen von Wissen und Räumen beschreiben. Über den militärischen Kontext hinaus sind sie interessant für jegliche Problemlagen, in denen die Komplexität und Unüberschaubarkeit von Zusammenhängen ein Denken außerhalb konventioneller Spuren erfordert. Zum anderen rückt die Profession und das Selbstverständnis von Beratern in den Fokus, also von jenen Personen, die Think Tanks überhaupt als solche konstituieren. Was genau charakterisiert ihre Rolle als spezifische Agenten des Wissens? Wie interagieren sie im Inneren von Thinks Tanks und wie kommunizieren sie nach außen? Woraus generiert sich ihr Wissen? Was und wie also wissen Berater? Inwiefern lassen sich Think Tanks und Beraterwissen als Signatur einer heutigen, umfassenden Beratung der Gesellschaft verstehen?