Abbildung: Sergei Eisenstein, ¡Que viva Mexico!, 1931–1932, Film, 6–8 min. Courtesy Gosfilmofond, Moskau. | © Gosfilmofond, Moskau
Mit Elena Vogman, Marie Rebecchi und Anselm Franke
Zwischen 1930 und 1932 widmete sich Eisenstein seinem Film Que viva Mexico! Das Projekt blieb unvollendet, doch der Regisseur hinterließ fast vierzig Stunden Material. Im Laufe der Jahre wurde die Produktion immer wieder aufgegriffen. Zu den wichtigsten Bearbeitungen zählt Jay Leydas Film aus dem Jahr 1955: Der frühere Eisenstein-Schüler realisierte Eisenstein’s Mexican Film: Episodes for Study mit einer Spieldauer von 225 Minuten. Der „anachronistische Synkretismus“ der mexikanischen Kultur vermittelt sich hier ein weiteres Mal in den ekstatischen, von zirkulären, repetitiven Rhythmen markierten Tänzen der Zeremonien zu Ehren der Jungfrau Maria. In einem einstündigen Screening sind Fragmente der Version Leydas zu sehen, begleitet von einer mehrsprachigen Lesung (Englisch, Deutsch, Russisch, Französisch) der unveröffentlichten mexikanischen Tagebücher Eisensteins.
Im offenen Gefüge unterschiedlicher Disziplinen wie Anthropologie und Ästhetik, Psychoanalyse und Gestaltpsychologie, Paläontologie und Linguistik erscheint Eisensteins Werk als ein dynamisches Vehikel, das mittels Montage, emphatischer Kritik und in exzentrischer Überschreitung der eigenen Positionen operiert. Vor dem Hintergrund ihres neuen Buches »Sinnliches Denken. Eisensteins exzentrische Methode« macht Elena Vogmann in einem Talk die epistemischen und ästhetischen Fluchtlinien dieses Denkens lesbar.